Den Appetit auf Marken stillte die Kanz-Gruppe in den letzten Jahren durch zahlreiche Zukäufe und auch einige Lizenzen. Inzwischen trennte sich die Geschäftsführung um Harald Hepperle von manchen Labels und jüngst verliess Astrid Schulte das Unternehmen.
In den letzten Jahren verleibte sich Kanz Financial Holding (KFH) in schöner Regelmäßigkeit Marke für Marke ein und gebietet inzwischen nicht nur über eine eigene Produktion, Labels und Lizenzen, sondern auch über zahlreiche Geschäfte in rund einem Dutzend Ländern. Zu den Vorzeigemarken gehört insbesondere auch Bellybutton. Mit dem Label war die geschäftsführende Gesellschafterin Astrid Schulte Anfang 2014 zur Kanz-Gruppe gekommen und als einzige der vormals fünf Gesellschafterinnen auch nach der Übernahme beim Unternehmen geblieben. Von Hamburg aus ergänzte sie die Geschäftsführung der Unternehmensgruppe mit Sitz in Pliezhausen. Zu ihren Aufgaben zählten die Leitung des Marketings sowie die Koordination der lange als rückständig geltenden digitalen Geschäfte der Gruppe, zu denen auch der zugekaufte Webshop 4little.de sowie die Vernetzung der Logistik mit führenden Online-Marktplätzen wie Zalando gehörten. Schulte hat das Unternehmen Anfang Mai 2017 verlassen und ist als Vorstandsvorsitzende des auf Werbematerialen und -textilien spezialisierten Hamburger Unternehmens Berendsohn angetreten.Bei der KFH war sie als CMO sowie im Vorstand der Kids Brands House B. V. tätig. Zur Verteilung sprachen wir mit CEO Harald Hepperle.
Childhood Business: Herr Hepperle, Ende Mai 2017 teilten Sie auf Nachfrage mit, dass Astrid Schulte als Geschäftsführerin aus der Kids Fashion Group ausscheidet. Zu wann wird sie das Unternehmen verlassen und wer übernimmt ihre Aufgaben?
Harald Hepperle: Frau Schulte hat die Gruppe bereits zum 30. April 2017 verlassen. Ihre Aufgaben sind innerhalb der Gruppe verteilt worden. In der Geschäftsführung von Bellybutton bleiben Herr Özgür Bender und ich gemeinsam. Generell sind wir natürlich auch stolz, dass wir in unserer Organisation eine Vielzahl an talentierten und engagierten Mitarbeitern haben, für die jeder Wechsel einer Führungskraft eine Chance bietet. Wir sind sehr zufrieden mit unserem Managementteam und der Mixtur aus „Eigengewächsen“, „Übernahmen“ und gezielt akquirierten Managern.
CB: Frau Schulte war ja auch für die digitalen Aktivitäten zuständig. Wie beurteilen Sie die aktuelle Aufstellung des Hauses und welche konkreten Ziele gibt es für die nähere Zukunft?
HH: Innerhalb der digitalen Ausrichtung fühlen wir uns ganz wohl. In einer Welt, wo viele Online-Plattformen nach dem Prinzip Trial-and-Error agieren, haben wir eine klare Zielrichtung für uns erarbeitet. Wir sind mit einer Gewichtung von circa zehn Prozent Online-Umsatzanteil sicher nicht schlecht aufgestellt. Zu unseren strategischen Schritten gehört die Umlegung aller Portale auf eine große Plattform. Künftig werden somit alle digitalen Aktivitäten in 4little.de zusammengeschlossen. Außerdem ist die grundsätzliche Ausweitung der Portale ein wichtiges Ziel für die KFH. Für unsere stärksten Marken in der Gruppe wird es weiterhin Markenshops geben, wie beispielsweise für Bellybutton.
CB: Bellybutton gehört sicherlich zu den umsatzstärkeren Marken, die Sie in den letzten Jahren übernommen haben. Zugleich war Frau Schulte die letzte Vertreterin aus der Gründergeneration der Marke. Schmerzt Sie der Verlust und wie wird das Label künftig organisiert sein?
HH: Wir bedauern den Weggang von Frau Schulte natürlich und setzen selbstverständlich weiterhin auf das Brand Heritage. Wir haben schon in den letzten Jahren daran gearbeitet, dass keine unserer Marken von bestimmten Personen abhängig ist. Es ist uns wichtig, die Stärke der Marke Bellybutton weiter auszubauen und Synergien in der Gruppe zu schaffen, immer mit der Markentradition im Blick. Wenn man alleine die Entwicklung der Bellybutton- KIKO seit unserer Übernahme betrachtet, dann sieht man, welches enorme Potenzial da freigesetzt wurde.
CB: Wird der Hamburger Standort künftig fortbestehen oder gibt es Pläne, ihn mit dem Hauptstandort in Pliezhausen zusammenzulegen?
HH: Es gibt keine Pläne für eine Zusammenlegung der Standorte. Durch die Lizenz mit der Tom Tailor Group möchten wir alle künftigen Aktivitäten mit unserem neuen Partner an unserem bestehenden Standort integrieren. Unser Hamburger Büro wird natürlich beibehalten.
CB: Jüngst haben Sie ein Lizenzabkommen mit Tom Tailor abgeschlossen. Neben Marc O’Polo handelt es sich dabei um eine weitere namhafte Lizenzmarke. Welche Ziele haben Sie für Tom Tailor und welche der beiden Lizenzen wird mittelfristig die stärkere sein?
HH: Wir sind sehr stolz auf die gute Zusammenarbeit mit Marc O’Polo und sind davon überzeugt, dass die Junior Fashion GmbH mit der Tom Tailor Group einen sehr wichtigen Partner für die Zukunft gewinnen konnte. Diese Frage stellt sich für uns also gar nicht. Die Marken sind klar positioniert und bedienen unterschiedliche Zielgruppen und haben unabhängig voneinander ein sehr großes Potential für unsere Handelspartner.
CB: In den letzten Jahren haben Sie so manche Marken gekauft, aber auch einige Justagen vorgenommen. Wird es künftig noch weitere Marken geben oder haben Sie die optimale Aufstellung erreicht?
HH: Die KFH ist hervorragend aufgestellt und ermöglicht mit der Fülle an unterschiedlichen Marken eine große Vielfalt. Wir haben sehr starke Marken in unserem Portfolio, doch für eine nachhaltige Aufstellung war es auch enorm wichtig, alle Marken auf den Prüfstand zu stellen. Daher haben wir uns, wie geplant, von einigen getrennt, um unseren Weg erfolgreich weiterzugehen. Dies gehört zu einem Unternehmen, das so konsequentes Portfoliomanagement wie wir betreibt.
CB: Innerhalb der Gruppe haben Sie jüngst eine Wandelanleihe in Höhe von drei Millionen Euro begeben, die nach einem Jahr Laufzeit zurückgezahlt beziehungsweise in Anteile gewandelt werden können. Welche Vorhaben wollen Sie damit finanzieren und gehen Sie von einer Rückzahlung oder Wandlung in Gesellschafteranteile aus?
HH: Die Kids Brands House N. V. ist ein Unternehmen ohne direkte Gruppenzugehörigkeit. Auf Gesellschafterebene gibt es da zwar durchaus eine hohe Deckung der Interessen, aber eben nicht mehr. Sobald es hier andere Entwicklungen geben sollte, werden wir das natürlich mitteilen.