Nachdem der stylisch auftretende Anbieter Swandoo im letzten ADAC-Kindersitztest durchgefallen ist, musste beim Hersteller nachgebessert werden. Und auch der Vertrieb ist gefordert. Denn nicht selten führen derartige Ergebnisse zum Einbruch der Nachfrage – sowohl auf Seiten der Fachhändler als auch bei Verbrauchern, für die Testergebnisse als Entscheidungshilfe dienen. Swandoo-Sales Manager Lars Jäger stellte sich den Fragen der Redaktion.
Kindersitze gelangen nur dann auf den Markt, nachdem sie eine gesetzliche Zulassung erhalten haben. Dazu muss insbesondere ihre Schutzwirkung in gesetzliche definierten Szenarien nachgewiesen werden.
Der ADAC hingegen testet Sitze, gemeinsam mit anderen Organisationen, unter noch strengeren Crashtest-Bedingungen. Hinzu kommen die Überprüfung auf eine einfache Handhabbarkeit und auf Schadstoffe in den eingesetzten Materialien.
In den letzten Jahren fielen immer wieder Anbieter vor allem deshalb durch den Test, als dass in ihren Produkte Schadstoffgrenzen überschritten wurden. So zuletzt auch Swandoo im Mai 2021.
Aus diesem Anlass fragten wir bei Swandoo-Sales-Manager Lars Jäger nach, welchen Ursachen zu dem nachteiligen Ergebnis führten, welchen Maßnahmen ergriffen wurden und mit welchen neuen Produkten man voranschritten will.
Childhood Business: Swandoo hat mit dem Modell „Albert“, solo sowie zusammen mit der i-Size Base, ein mit den Noten 1,6 bzw. 1,7 beurteilten guten Sitz im Markt. Laut dem jüngsten ADAC-Test wurde nun in dem Modell „Swandoo Marie 2“ im Bezugsstoff Naphthalin festgestellt, das im Verdacht steht, eine krebserregende Wirkung zu haben. Was ist die Ursache für dieses Problem?
Lars Jäger: Grundsätzlich ist festzuhalten, dass es sich bei „Marie 2“ um einen sehr sicheren Kindersitz handelt, der insbesondere bei den Crashtests überdurchschnittliche Noten attestiert bekommen hat.
Es ist durchaus richtig, dass im Rahmen des ADAC-Tests zwei Fälle von marginalen chemischen Verunreinigungen festgestellt wurden. Der von der Stiftung Warentest festgelegte Grenzwert für Naphthalin liegt bei 1,0 ppm und wurde um 0,1 ppm bzw. 0,4 ppm überschritten. Zudem ist festzuhalten, dass die Naphthalinwerte, die in den Stoffbezügen gefunden wurden, weit unter dem für Babykleidung verwendeten Grenzwert von 2,0 ppm nach Oeko-Tex-Standard Klasse 1 liegen.
Ursächlich dafür waren die bedruckten Sicherheitslabels. Diese haben wir unmittelbar nach Kenntnisnahme durch unbedenkliche Label ersetzt und natürlich werden ausschließlich diese künftig eingesetzt, wodurch weitere Risiken umgangen werden.
Als zusätzliche Kontrolle haben wir seither weitere Tests in externen Labors in Deutschland in Auftrag gegeben, die allesamt einwandfreie Ergebnisse und die Einhaltung sämtlicher Grenzwerte aufzeigen.
CB: Wie groß ist die Charge, die von dem Problem betroffen ist?
LJ: Unser Unternehmen Swandoo hat sich zum Ziel gesetzt, einerseits die Anwendung und den Gebrauch von Kindersitzen möglichst intuitiv zu halten, um Fehlgebrauch zu vermeiden, und andererseits sehr sichere Kindersitze zu entwickeln.
Das in Swandoo gesetzte Vertrauen ist uns sehr wichtig und daher haben wir uns zu der direkten und offenen Kommunikation mit dem Handel und den Endkonsumenten entschieden. Sollte es Bedenken oder Fragen von Anwendern zum Sitz „Marie 2“ geben, werden diese unmittelbar von uns bearbeitet und dem Kunden eine gute Lösung geboten.
CB: Haben Sie den Sitz zurückgezogen oder einen Umtausch angeboten?
LJ: Als Ergebnis einer kritischen internen Überprüfung der Qualitätsprozesse kam es zu Maßnahmen, die zu noch mehr Kundensicherheit und -zufriedenheit führen werden.
Um sicherzustellen, dass die Bezüge bedenkenfrei verwendet werden können, empfehlen wir, die Sitze nach dem Kauf auslüften zu lassen und den Bezug vor Gebrauch einmal entsprechend der Pflegehinweise in der Waschmaschine zu waschen.
Darüber hinaus haben wir in unserer Kommunikation mit dem Fachhandel und den Endverbrauchern ganz klar die Möglichkeit eingeräumt, bei Bedarf einen Ersatzbezug über uns zu beziehen.
CB: Wurde sichergestellt, dass bereits ausgelieferte, aber noch nicht verkaufte Sitze mit unbedenklichen Bezügen nachgerüstet werden?
LJ: Wie bereits erwähnt, sind die Sitze auch mit den bestehenden Bezügen nach dem Auslüften und gegebenenfalls Waschen absolut unbedenklich einzusetzen. Darüber hinaus besteht für den Endverbraucher die Möglichkeit einen Ersatzbezug zu beziehen.
CB: Im Grunde wundert es immer ein wenig, dass es der ADAC mit seinen Partnern ist, die solche Probleme entdecken. Werden Sie Ihre eigenen Analysen künftig verstärken?
LJ: Bei uns als kleinem und aufstrebendem Unternehmen führte das Ergebnis zu einer weiteren Optimierung der Prozesse und Abläufe im Sourcing, aber auch in der Qualitätssicherung. Die an Vorlieferanten gestellten Standards wurden weiter erhöht, ebenso wie die Anzahl an Kontrollen vor, während und nach der Produktion.
Bei Swandoo arbeiten wir mit einer flachen Hierarchie und die einzelnen Bereich, wie Entwicklung, Produktion, Qualitätssicherung und Verkauf, pflegen einen engen Austausch, sodass wir schneller Optimierungen realisieren können. In Folge konnten wir die Einführung von „Marie 3“ in kürzester Zeit realisieren.
CB: Schlechte Testergebnisse können die Abverkäufe empfindlich beeinträchtigen. Erwarten Sie für Ihre Fachhandelsbeziehung einen Rückschlag?
LJ: Swandoo hat sich von Beginn an entschieden mit dem erfahrenen Fachhandel zusammenzuarbeiten. Diesem war es dann mitzuverdanken, dass das im ersten Augenblick negativ erscheinende Testergebnis relativiert wurde. „Marie 2“ hat mit einer Sicherheitsnote von 2,0 einen exzellenten Wert erreicht und bietet einen hervorragenden Schutz für ihr Kind.
In rückwärtsgerichteter Position erzielte „Marie 2“ mit fünf Sternen ein sogar noch besseres und sicheres Ergebnis und ist in dieser Montageart mit Sitzen vergleichbar, die ausschließlich entgegen der Fahrtrichtung verwendet werden können.
Die marginal höheren Naphthalinwerte sind durch minimale Pflege auf ein unbedenkliches Maß zu senken, und erfahrene Fachhändler haben mit diesen Argumenten eine anhaltend hohe Nachfrage nach „Marie 2“ sichergestellt.
Nichtsdestotrotz nehmen wir die Kritik sehr ernst und hatten unverzüglich mit den erwähnten Optimierungen begonnen. Nur somit war es uns möglich, bereits jetzt die Weiterentwicklung „Marie 3“ in den Markt einzuführen.
Die positiven Signale und Rückmeldungen aus dem Fachhandel, aber auch von glücklichen Kunden und Eltern zur hohen Sicherheit von Swandoo Sitzen, zur Passform, zum intuitiven Handling, aber auch zur Optik und dem unverwechselbaren Design von „Albert“ und „Marie“, haben uns gezeigt, dass wir als Marke auf dem richtigen Weg sind.
Zum Jahresende wollen wir unser Sortiment auch vervollständigen und einen Sitz in der Gruppe 2/3 anbieten. Unser Ziel ist es, Eltern mit Kindern in allen Altersstufen einen hochwertigen und unverwechselbaren Sitz anbieten zu können.