Im Mai 2018 stellte der ADAC gemeinsam mit der Stiftung Warentest, dem ÖAMTC und dem TCS die neuen Testergebnisse für Autositze vor. Viel Lob wurde verteilt, aber auch ein Problemfall aufgedeckt. Die Tests tun also Not.
Bei dem jüngsten vom ADAC und der Stiftung Warentest durchgeführten Test von Autositzen für Babys und Kinder bekamen alle deutschen Hersteller wie Britax Römer, Kiddy, Cybex, Maxi-Cosi und Recaro sowie Joie und Nuna durchgehend gute Noten. Die weniger gut oder gar mit „mangelhaft“ bewerteten Anbieter stammen dieses Mal alle aus dem Ausland. Eigentlich ist es bestürzend, dass ein gesetzlich zugelassener Sitz wie der „Ultimax i-Size“ von Concord im branchenweit bekannten Testcenter des ADAC derart Schaden nehmen kann, dass vor ihm gewarnt werden muss. Der spanische Hersteller teilte laut ADAC mit, das übrigens in Deutschland entwickelte Modell nicht mehr zu produzieren. Mitte Juni wurde es allerdings auf der deutschsprachigen Website unbeirrt als sicheres Modell angepriesen, was auch kleine Crashtest-Videos belegen sollte. Selbstredend, dass hier nicht das Ergebnis des ADAC-Tests zu sehen war. Concord erklärt etwas versteckt im Support-Bereich, der Kunststoff sei nicht „unter den von Concord festgelegten Bedingungen eingespritzt“ worden und bietet eine kostenlose Überprüfung und „Aktualisierung“ an. Aus dem gleichen Konzern, der Jané Group, stammt übrigens auch das ebenfalls negativ aufgefallene Modell „Gravity“ von Jané.
Etwas überraschend fällt auch die Bewertung für das Modell „Sirona S“ aus dem Hause Cybex aus, das im Bereich der Bedienung ein gerade mal mittelprächtiges Ergebnis erreichte. Dabei sollte diesem Faktor grundsätzlich größere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Denn obwohl die namhaften Anbieter ihr gesamtes Know-how einbringen, um ihre Modelle über die gesetzlichen Mindeststandards hinaus zum Wohle der Kinder noch sicherer zu machen, bleibt ein Problem bestehen. Das ist der Einbau der Sitze durch den Otto Normalverbraucher. Und hier sind die Zahlen zum sogenannten „Misuse“, also zum fehlerhaften Einbaus im Auto, erstaunlich hoch. Unterschiedliche Studien aus mehreren westlichen Ländern weisen Zahlen bis hin in den höheren zweistelligen Prozentbereich aus. Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern stellten auf der alljährlich in München stattfindenden internationalen Tagung „Protection of Children in Cars“ Ende 2017 gleich mehrere Studien vor, die die enorme Häufigkeit der Misuse-Fälle belegen. Herstellern ist die Problematik nicht nur bekannt, sie versuchen sie auch tatkräftig abzustellen. Und auch der Handel kann hier Abhilfe schaffen und seine Beratungskompetenz ausspielen.
Nachgefragt: Modelle von Chicco
Ein wenig zufriedenstellendes Ergebnis im aktuellen Test musste der italienische Hartwarenriese Chicco hinnehmen. Beide getesteten Sitze, der „Cosmos“ und der „Youniverse Fix“, schnitten lediglich mit „ausreichend“ (4,0) und „befriedigend“ (3,3) ab. Auf Nachfrage beim Unternehmen teilte Caroline Eva Meißner aus dem Marketingteam mit, dass der „Youniverse Fix“ – wie auch der Sitz „Viaggio 1-2-3 Via“ von Peg-Pérego – in der Altersgruppe „ca. 1 bis 12 Jahre“ anders als der mit „gut“ bewertete „Traver Shield“ von Joie über keinen Fangkörper verfügt. Chicco biete keine Autokindersitze mit Fangkörpern an, so Meißner, da die Nutzung nicht unumstritten sei.
Nach dem Testprotokoll des ADAC ist das Verletzungsrisiko im „Youniverse Fix“ beim Seitencrash erhöht, der Einbau des Sitzes etwas aufwendiger – und das Modell weist mit 13,1 Kilogramm im Gruppenvergleich das höchste Gewicht auf. Der zweite getestete Sitz, „Cosmos“, zeichnet sich durch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aus und ist unter den Sitzen der Vergleichsgruppe im Preis deutlich unter seinen Konkurrenten angesiedelt. Er wird in Deutschland allerdings laut Meißner kaum vertrieben. Bei diesem Sitz bemängelten ADAC und Stiftung Warentest vorrangig das erhöhte Verletzungsrisiko bei den beiden Aufprallarten Front- und Seitencrash. Im Rahmen der Schadstoffprüfung schnitt der „Cosmos“ übrigens mit „gut“, der „Youniverse Fix“ sogar mit „sehr gut“ ab.