Als Recaro Mitte 2018 bekannt gab, sich aus der Herstellung von Autokindersitzen zurückzuziehen, ging ein Raunen durch den Markt. Immerhin hat sich damit ein finanziell gut gepolstertes Familienunternehmen mir nichts, dir nichts entschieden, einen Geschäftsbereich aufzugeben, der zu dem Haus mit seiner Expertise in Sachen Fahrzeugsitze in der Automobil- und Luftfahrtindustrie wie die Faust aufs Auge passte. Inzwischen haben Marke und Modelle eine neue Heimat bei Artsana gefunden. Und wenn das Unternehmen hier mit mehr Mut agiert, als es mit Chicco bisher der Fall ist, und in die neue Marke investiert, dürfte es an die Marktstellung von Recaro erfolgreich anschließen.
Anders sieht es offenbar bei Kiddy aus. Die Marke glänzte ungleich bunter, was nicht allein an dem markanten Grün lag, mit dem sich das Unternehmen aus Hof einen wahrlich einzigartigen Anstrich verpasst hatte. Das gesamte Marketing erreichte eine Wahrnehmung im Markt, wie diese sonst nur ungleich größere Akteure im zum Beispiel nahen Bayreuth für sich beanspruchen konnten. Doch nach der neuerlichen Insolvenz in diesem Jahr stehen die Vorzeichen alles andere als günstig, dass aus der eigentlich gut ertüchtigten Kiddy-DNA noch einmal ein neues Pflänzchen erwächst. Denn nachdem alle Mitarbeiter das Haus zu verlassen hatten, von denen einige bereits mehrere Monate lang auf ihr Gehalt verzichten mussten, können Investoren nicht mehr auf Know-how und Ideen etwaiger Mitarbeiter zugreifen.
Wer weiß: Vielleicht werden wir von den Findigen unter den Ehemaligen noch einmal hören, falls sie mit neuen Ideen etwas Eigenes zu starten wagen. So, wie sich ehemalige Britax-Römer-Mitarbeiter mit Avova selbstständig machten und seit März 2019 in Ulm die Produktion von Autokindersitzen gestartet haben. Wer nicht ganz so unternehmerisch veranlagt ist, wird vermutlich früher oder später einmal in Bayreuth bei Cybex vorsprechen, denn das Unternehmen sucht laufend neue Mitarbeiter.